Michael Lerchenberg
Heilige Nacht - Eine Weihnachtsgeschichte von Ludwig Thoma
Im Wald is so staad, alle Weg san vawaht, alle Weg san vaschniebn, is koa Steigl net bliebn …
Ludwig Thomas „Heilige Nacht“ ist ein Klassiker bayerischer Literatur. Wenn die erste Strophe des ersten Zwischengesangs erklingt, spätestens dann ist der Zuhörer dem Zauber der Weihnachtslegende erlegen. Egal, ob er den bairischen Dialekt liebt oder ihn versteht, egal ob er mit der Geburt Christi etwas anfangen kann oder nicht. Seit Thoma vor beinah 90 Jahren die Idee hatte, die biblische Legende in einem oberbayerischen Dorf spielen zu lassen, hat der Mundart-Text nichts von seiner Kraft verloren.
Mit der Formation eberwein gestaltet Michael Lerchenberg die „Heilige Nacht“ auf traditionelle, klassische Weise in großer Dichte und Intensität. Er schafft es, die jedermann bekannte Geschichte zu interpretieren, daß man glaubt, sie zum ersten Mal zu hören. eberwein nimmt die unterschiedlichen Stimmungen der Erzählung auf und schildert musikalisch derbe Wirtshausatmosphäre, verzweifelte Herbergssuche, Momente stiller Andacht und Geborgenheit. In der Besetzung Marlene Eberwein (Harfe), Matthias Klimmer (Klarinette), Max Seefelder (Kontrabaß) erklingen Bearbeitungen bekannter Weihnachtslieder und Eigenkompositionen.
Es mag mir vielleicht als Rührseligkeit ausgelegt werden, wenn ich gestehe, daß ich die Heilige Nacht beim Lesen so empfinde, als säße ich als Kind wieder in der warmen Stube und sähe all das Göttliche dieser Legende so menschlich und geheimnisvoll, als wär‘s etwas, daß jedem von uns geschehen könnte.
Oskar Maria Graf
… Es ist das schönste Stück, was wir in der bayerischen Literatur haben … Thoma beweist in der ganzen Weihnachtslegende ein so großes Sprachgefühl, spielt mit Nuancen und formuliert brillant. Alle Klangfarben des bayerischen „As“ – und da gibt es viele – hat er in der ersten Strophe schon verarbeitet. … Auch wenn ich den Text schon so oft vorgetragen habe, ich entdecke immer wieder neue Klangfarben in der Sprache. … Ich möchte auch nicht noch mehr um die Geschichte herumbauen – Chor, Volksgruppen – , sondern den Text still wirken lassen. Thoma selbst hat das Geschehen der Heiligen Nacht so unspektakulär gemacht, so vermenschlicht. Da gibt es nichts Übergeordnetes, keine Heiligen Drei Könige, keinen Kitsch. Es geht um Menschen, sehr arme und sehr reiche. … Die Heilige Nacht hat eine absolut sozialkritische Botschaft. Da wird die Bruatlität der „Großkopferten“ angeprangert, das gesellschaftliche Gefälle von Arm und Reich und die fehlende Mitmenschlichkeit. Die Kritik am System hat er ganz behutsam in den Text der Heiligen Nacht eingebaut …
Michael Lerchenberg in der Süddeutschen Zeitung vom 3.12.2010, interviewt von Nicole Graner
Lerchenberg fesselte mit seiner eindringlichen Interpretation des bairischen Mundart-Textes seine Zuhörerschaft von Beginn an … wunderbar musikalisch ergänzt durch Marlene Eberwein an der Harfe … Die Zuhörer wähnten sich tatsächlich fast in einem Wintersturm während der verzweifelten Suche nach einer Herberge …
Münchner Merkur
Michael Lerchenberg erlangte bayernweite Popularität als Darsteller von Edmund Stoiber beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg und seit 2008 als Fastenprediger Bruder Barnabas. Er ist Intendant der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel und Träger der Sigi-Sommer-Medaille.